Dr. med. Siegfried Schmidt (Allergan)


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Auszug Lebenslauf

seit 2016: Arzt und Leiter von Munich Medical Esthtetic (Link)

seit 2013: Scientific Services
Manager bei Allergan

2010: Unternehmensberater bei
McKinsey & Company

2003-2012: Studium Humanmedizin
LMU München

 


Herr Dr. Schmidt, wie kam es dazu, dass Sie als Mediziner in die Pharmaindustrie gewechselt sind?

Ich absolvierte im Rahmen meines Studiums verschiedene Famulaturen und Praktika im In- und Ausland und lernte dabei nationale und internationale Gesundheitssysteme kennen. Aufgrund der schlechten Work-Life-Balance, unzureichender Vergütung und der straffen Hierarchien im Krankenhaus erkannte ich dabei allerdings relativ schnell, dass ich langfristig nicht als Arzt im Krankenhaus tätig sein will. Schon während meines Medizinstudiums war ich daher als Unternehmensberater bei McKinsey tätig und begann danach als Dozent an der Fachakademie zu arbeiten. Später kontaktierte mich ein Headhunter und bot mir einen Job als Scientific Services Manager bei Allergan an und so kam mein Wechsel in die Pharmaindustrie mehr oder weniger durch Zufall zustande.

Wenn Sie Ihre jetzige Tätigkeit mit der Arbeit als Arzt vergleichen — welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es?

In meiner täglichen Arbeit als Scientific Services Manager dreht sich viel um die Koordination und Organisation von Studien und Projekten sowie um die Einhaltung von Budgets. Ein Arzt im klinischen Alltag ist auch eine Art organisatorischer und koordinativer „Manager“ einer Station und insofern gibt es hier Gemeinsamkeiten. Große Unterschiede gibt es natürlich in Sachen Patientenkontakt – in meiner derzeitigen Arbeit gibt es nur in Teilbereichen, wie z.B. im Bereich Nebenwirkungsmanagement, direkten Kontakt zu Patienten. Ein weiterer Unterschied ist die Tatsache, dass das Denken und Handeln in der Pharmaindustrie meiner Meinung nach flexibler ist und mehr auf Selbständigkeit und Eigeninitiative gesetzt wird als in der Klinik.

Ist aus Ihrer Sicht eine betriebswirtschaftliche Ausbildung oder das Sammeln von ärztlicher Berufserfahrung notwendig, um in Ihrer Branche als Mediziner Fuß fassen zu können?

Grundsätzlich ist eine zusätzliche betriebswirtschaftliche Ausbildung natürlich von Vorteil, allerdings nicht notwendig um in der Pharmabranche Fuß fassen zu können. Die im Studium erlernten Fähigkeiten sowie das erlernte Wissen sind in der Regel vollkommen ausreichend. Insbesondere, wenn man später eine Führungsposition im Unternehmen anstrebt, kann eine zusätzliche Ausbildung allerdings sinnvoll sein.

Was raten Sie Medizinern und Medizinerinnen, die über einen Einstieg in die Pharmaindustrie nachdenken?

Als ich damals darüber nachgedacht habe die Klinik zu verlassen, habe ich mich in erster Linie im Internet schlau gemacht. Auch das Gespräch mit Medizinern zu suchen, die einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben, kann natürlich hilfreich sein. Zudem ist die Entscheidung aus der Klinik in die Pharmaindustrie zu wechseln eine Grundsatzentscheidung. Man muss sich darüber klar werden, ob man lieber im betriebswirtschaftlichen oder im kurativen Umfeld arbeiten möchte. Mein Weg zeigt aber auch, dass es nicht immer nur eine entweder oder Entscheidung sein muss, sondern auch eine sowohl als auch Entscheidung sein kann. Denn ich bin neben meiner Tätigkeit bei Allergan auch als Arzt im privatärztlichen Bereich tätig. Zum Thema Einstieg ist noch zu sagen, dass sich insbesondere in der Findungsphase Trainee-Stellen gut eignen können, um erste Eindrücke in der Pharmabranche zu sammeln. Aufgrund des Praktikums-Charakters der meisten Trainee-Stellen und der Tatsache, dass man als Mediziner aus meiner Sicht bereits sehr viel Wissen mitbringt, empfehle ich Medizinern allerdings eher den direkten Einstieg in eine Management-Position.
 

 

Stefan Schmidt